Biologin in einem Landschaftsplanungsbüro

Man sieht verschiedene Sachen draußen – die Natur hat unglaublich viel zu bieten.“

– Jana Berger*, Biologin in einem Landschaftsplanungsbüro –

 Wir Menschen nehmen sehr großen Einfluss auf die Natur und die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Alleine in Deutschland gibt es beispielsweise fast 13.000 km Autobahnen und rund 38.000 km Bundesstraßen. Dieses dichte Straßennetz verbindet zwar uns Menschen, schränkt aber den Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten ein. Genauso ist dies der Fall, wenn Wiesenlandschaften erschlossen werden, um Häuser zu bauen oder Wälder einem Einkaufszentrum weichen müssen. Bei all diesen Vorhaben greifen wir massiv in den Lebensraum anderer Arten ein. In diesem Prozess kommt nun Jana ins Spiel. Sie arbeitet als Biologin mit einer naturschutzfachlichen Ausrichtung in einem Landschaftsplanungsbüro. 

Bauvorhaben bedeuten einen massiven Eingriff in den Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten. Auf Basis des Naturschutzgesetzes muss dieser Eingriff daher geprüft und bewertet werden. Diese Aufgabe übernehmen Biolog:innen in Landschaftsplanungsbüros.

Wenn Bauvorhaben oder andere Eingriffe in die Natur geplant sind, dann wird sie tätig und bewertet die Auswirkungen dieses Eingriffs auf vorkommende Tier- und Pflanzenarten. Bei dem Bau einer Straße werden beispielsweise Flächen versiegelt oder Gebüsche entfernt, die Habitate für Tiere oder Pflanzen sind. Jana muss dann den Ist-Zustand bewerten und einordnen, welche Bereiche von dem Eingriff betroffen sein werden. Dafür ist ein großer Anteil ihres Jobs die Kartierung im Feld, wo sie sich vor Ort einen genauen Überblick verschafft, welche Arten in dem betroffenen Gebiet vorkommen. Hat sie diese ermittelt, muss sie einschätzen, wie sich der Eingriff auf diese Arten auswirkt und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um diese Arten zu schützen. Am Ende ihrer Arbeit, fasst Jana all ihre Erkenntnisse zu einem Gutachten zusammen, welches dann als Grundlage für Entscheidungen bezüglich des Artenschutzes dient.

KERNGESCHÄFT

Jana ist in einem größeren Landschaftsplanungsbüro angestellt. Die meisten von ihnen sind im Bereich Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur tätig. Neben Jana arbeitet noch ein weiterer Biologe im Team. Gemeinsam kümmern sie sich um den fachlichen Artenschutz und sind verantwortlich für die Erhebung von Daten, Kartierungen im Feld, Datenauswertung und die anschließende Aufbereitung ihrer Ergebnisse in Form eines Gutachtens.

Kartierung

Janas Arbeit beginnt mit der Anfrage eines:r Kunden:in, der:die ein Bauvorhaben plant, das nach dem Bundesnaturschutzgesetz bzw. dem Bayerischen Naturschutzgesetz kompensationspflichtig ist. Somit ist diese:r gesetzlich dazu verpflichtet ein Artenschutzgutachten vorzulegen, welches Jana erstellt. Dafür bekommt sie zu Beginn ihrer Arbeit das räumlich eingegrenzte Projektgebiet vorgelegt. Zunächst muss sie dann erfassen, welche Strukturen in diesem Gebiet auftauchen. Das können zum Beispiel Wälder, Wiesen oder Flüsse sein. Aufgrund dieser Strukturen nimmt Jana dann eine Habitatsabschätzung vor. Das heißt sie recherchiert, welche Arten in dem Gebiet zu erwarten sind. Dafür kann sie Verbreitungskarten für Tierarten zu Rate ziehen. Auch verschafft sich Jana vor Ort einen Überblick über die Gegebenheiten. Auf Grundlage dieser Daten erstellt sie dann einen sogenannten Kartierplan, indem genau festgelegt ist, welche Arten sie kartieren muss. Dabei liegt der Fokus auf geschützten Arten, die sich z. B. aus der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie ergeben. Dies ist eine Naturschutzrichtlinie der Europäischen Union, die das Ziel hat, wildlebende Arten und ihre Lebensräume zu schützen.

Die Kartiersaison erstreckt sich in der Regel über Frühjahr, Sommer und Herbst und muss damit mindestens eine Vegetationsperiode abdecken. Je nach Artengruppe und -größe und Umfang des Projekts muss Jana eine oder zwei Kartiersaisons einplanen. Um eine Tierart zu erfassen, muss sie mehrere Runden der Kartierung nach einem gewissen Methodenstandard durchführen. Auch dieser ist pro Tierart festgelegt. Das heißt, erst nachdem Jana über das Jahr hinweg zu verschiedenen Jahreszeiten und den passenden Tageszeiten nach einer Tierart gesucht hat, kann sie eine Aussage über das potenzielle Vorkommen dieser Art in dem Gebiet treffen. Sie sagt aber auch, dass manche Tierarten natürlich sehr selten sind, sodass es schwierig ist, das Vorkommen dieser Tierart auszuschließen.

Wenn sie zum Beispiel die Haselmaus kartiert, dann geht Jana drei bis vier Mal ins Projektgebiet und kartiert die Niströhren der Tiere. Sie arbeitet im Feld allerdings immer parallel an verschiedenen Tierarten, um bei einem Besuch im Projektgebiet möglichst viel abdecken zu können. Dabei spielt natürlich auch das Wetter eine große Rolle. Die Haselmaus könne man auch bei Blitz und Donner kartieren, aber Schmetterlinge kann Jana nur bei schönem Wetter finden, wenn es nicht regnet und kein starker Wind herrscht.

Jana ist nicht nur für die Kartierung der Tierarten im Projektgebiet verantwortlich. Sie muss auch eine Biotop- und Nutzungstypenkartierung durchführen. Dabei spricht sie die vorhandenen Lebensräume an. Handelt es sich um Grünland? Welcher Wiesentyp liegt vor? Ist dieser gesetzlich geschützt?

Mit dabei hat Jana immer ein Klemmbrett mit Luftbildern aus der Gegend und ihren Notizen zum Projektgebiet, eine Kamera, um mittels Fotos den Zustand zu dokumentieren und einen Kescher, um bestimmte Tierarten einfangen zu können. Außerdem ist bei diesem Job funktionale Kleidung sehr wichtig. Wenn Jana beispielsweise im Sommer im Moor bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit kartieren muss, trägt sie dennoch dicke Jeans und Gummistiefel. Auch lange Ärmel und ein Sonnenhut sind dann Pflicht. Mit dieser Kleidung schützt sie sich vor Brombeerranken und Mücken. Außerdem hat sie sich auch Bergsteigerschuhe mit gutem Profil zugelegt, weil sie oft in unwegsamem Gelände arbeitet.

Früh übt sich – auch heute gehören Gummistiefel und ein Kescher zu Janas Grundausstattung im Feld. Außerdem immer dabei hat sie ihre Kamera und Luftaufnahmen aus der Gegend.

Beim Kartieren ist Jana grundsätzlich alleine im Feld unterwegs. Je nach Art des Projekts kann es auch mal vorkommen, dass man gemeinsam ein Projektgebiet anfährt und sich die Arbeit im Gebiet aufteilt, aber das ist aus Kostengründen nicht die Regel. Nur, wenn Jana sich in neue Artengruppe einarbeitet, arbeitet sie auch mal im Team mit einem weiteren Biologen.

Auch wenn das Kartieren sehr zeitaufwendig und anstrengend und zudem auch mit einigen Überstunden verbunden ist, macht Jana dieser Teil ihrer Arbeit am meisten Spaß: „Ich finde es toll, wenn sich mir die Zusammenhänge der Lebensgemeinschaften erschließen. Umso schöner ist es, wenn ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass die schönen Flecken der Natur erhalten bleiben.

Dafür springt sie auch mal voller Enthusiasmus in einen Reiher, weil sie dort eine bestimmte Muschel entdeckt hat und steckt dann im Schlamm fest. Oder Jana rennt mit ihrem Kescher bewaffnet in Höchstgeschwindigkeit über eine Wiese, um den einen Schmetterling noch zu erwischen. Auch wenn ihre Arbeit von außen betrachtet dabei manchmal ganz witzig aussieht, verbindet sie sehr viele schöne und lustige Momente mit der Arbeit im Feld. Außerdem liebt sie, dass es so abwechslungsreich ist: „Du kommst viel rum, bist in unterschiedlichen Landkreisen, Städten und Naturräumen unterwegs.

Dokumentation

Neben der Arbeit im Feld muss Jana natürlich auch alles gut dokumentieren und vor allem digitalisieren. Wie viel Zeit Jana genau im Feld verbringt, hängt von der Art und Größe des Projekts ab und auch den Witterungsbedingungen. Im vergangenen Sommer war sie mit 80 % im Feld und 20 % im Büro sehr viel draußen unterwegs. Insbesondere dieser Teil ihrer Arbeit macht Jana auch besonders viel Spaß: „Man sieht verschiedene Sachen draußen – die Natur hat unglaublich viel zu bieten.“

Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung

In der Winterzeit ist Jana größtenteils im Büro. Dort muss sie ihre gewonnenen Daten sichten, digitale Daten überarbeiten und ihre Kartierung für den Auftraggeber nachvollziehbar dokumentieren. Im Anschluss wird die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung gemacht, denn alle Vorhaben, die Umweltbelange berühren,  sind in der Regel auch artenschutzrechtlich zu betrachten. Diese Prüfung mündet in dem Gutachten, das Jana für den Auftraggeber erstellt. Darin werden die relevanten Arten erfasst und genau eingeschätzt, wie diese Arten von dem Eingriff betroffen sein werden. Wenn Arten betroffen sind, benennt Jana dort auch Ausgleichsmaßnahmen, die durchgeführt werden müssen. Wird ein Habitat zerstört, können zum Beispiel an anderer Stelle in der Nähe Ersatzhabitate bereitgestellt werden. In bestimmten Fällen kann auch eine Ausnahmegenehmigungen nötig werden.

Ein wichtiger Teil von Janas Arbeit ist die Dokumentation ihrer Ergebnisse und das Verfassen des Gutachtens. Dafür verbringt sie insbesondere in den Wintermonaten auch viel Zeit am Computer.

Wie lange Jana für ein solches Gutachten braucht, kommt auf die Größe des Projekts an. Ist das Projektgebiet eher klein und klar abgegrenzt, dann arbeitet Jana etwa zwei bis vier Wochen an ihrem Bericht. Jedoch betreut sie auch in dieser Phase mehrere Projekte parallel und schreibt nicht Vollzeit an einem Gutachten.

Landschaftsplanung

Neben ihrer eher klassisch biologischen Arbeit ist Jana in ihrem Büro auch in den Bereich der Landschaftsplanung reingerutscht. Die Landschaftsplaner:innen arbeiten parallel zur Erstellung des Kartierungsberichts. Sie erstellen beispielsweise ein Konzept, wie man Hecken, die durch den Eingriff zerstört werden, neu pflanzen kann. Oder wie und wo genau andere Ersatzhabitate bereitgestellt werden können. Dabei führen sie, wenn nötig, auch eine sogenannte Variantenprüfung durch. Das heißt, sie erarbeiten verschiedene Konzepte und bewerten, welche Variante mehr Einfluss auf Lebensräume, Pflanzen und Tierarten hat. Auf Grundlage der Variantenprüfung geben sie dann eine Einschätzung ab, welche Variante zu favorisieren ist.

Für diese Arbeit ist die Habitatseinschätzung und die Kartierung, die Jana durchführt, unerlässlich. Auch die Landschaftsplaner:innen fassen ihre Arbeit in einem Gutachten zusammen. Am Ende entsteht ein gemeinsames Gutachten, das dem Auftraggeber übergeben wird. Dieses besteht z.B. aus  Janas spezieller artenschutzrechtlicher Prüfung und dem landschaftspflegerischen Begleitplan, indem die Maßnahmen erläutert sind, die zur Kompensation des Eingriffes nötig sind. Je nach Projektart und Projektgebiet kommen auch noch weitere Gutachten hinzu.

Jana sagt, dass man sich auch als Biologin mit der Zeit gut in die anderen Gutachten einarbeiten kann. Ihr Fokus und Herzblut war aber ganz klar beim Artenschutz. Sie will vor Ort sein und den Zustand begutachten und sich fragen: „Was kann ich besser machen? Wie kann ich dafür sorgen, dass es für die Arten glimpflich ausgeht?“.

Zusammenarbeit

In ihrem Unternehmen arbeitet Jana sehr eng mit den Landschaftsplaner:innen zusammen. Nicht nur, weil sie selbst landschaftsplanerische Tätigkeiten übernommen hat, sondern vor allem, weil sie als Biologin wirklich vor Ort im Projektgebiet war und die Begebenheiten kennt. Ihre Informationen und Daten teilt sie dabei auch im laufenden Projekt mit ihren Kolleg:innen, damit diese ihre Gutachten erstellen können. In der Regel arbeiten in ihrem Büro ein:e Biolog:in und ein:e Landschaftsplaner:in auf einem Projekt und erstellen die jeweiligen Gutachten.

Mit ihrem Auftraggeber steht Jana in der Regel telefonisch in Kontakt, aber manchmal werden auch die Möglichkeiten und Projektgegebenheiten vor Ort besprochen. Es kann auch vorkommen, dass es im Laufe des Projekts Veränderungen am Projektgebiet gibt und sich die Planung des Auftraggebers verändert. Darauf muss Jana dann auch reagieren.

Wenn Jana und ein:e Kolleg:in aus der Landschaftsplanung ihre Gutachten erstellt haben, werden diese dem Auftraggeber vorgelegt. Dieser hat dann die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen oder Punkte anpassen zu lassen. Bei der Besprechung der Gutachten mit dem Auftraggeber wird Jana hinzugezogen, wenn es spezielle Rückfragen zum Artenschutz oder zu der Maßnahmenplanung gibt.

In manchen Fällen beauftragt Janas Büro auch externe Kartier:innen, mit denen Jana zusammenarbeitet. So ist sie beispielsweise nicht dazu ausgebildet, Amphibien zu kartieren. Wenn also das Projektgebiet eine Kartierung von Amphibien erfordert, dann wird ein:e externe:r Kartierer:in hinzugezogen und Jana arbeitet die Ergebnisse in ihr Gutachten ein.

FACHLICHE KOMPETENZEN

Jana hat schon im Studium ihren Fokus auf Ökologie und Pflanzenwissenschaften sowie Zoologie gelegt und sich beispielsweise mit der Kartierung von Fledermäusen beschäftigt. Dieser Fokus auf Naturschutz im Studium hat ihr für den Einstieg sehr geholfen. Darüber hinaus hat sie sich selbstständig in verschiedene Artengruppen eingearbeitet, da ein solches Wissen für ihren Job unerlässlich ist. Sie muss sich in der Natur zurechtfinden können und braucht vertiefte Kenntnisse von Lebensraum und Arten. Außerdem nötig sind Kenntnisse über Geoinformationssysteme. In solche Programme muss Jana ihre digitalen Daten eingeben und kann damit beispielsweise Projektgebiete abstecken. Ab und zu liest sie auch mal englische Fachliteratur, wofür gute Englischkenntnisse hilfreich sind. Im täglichen Arbeitsleben spielen Fremdsprachen jedoch keine große Rolle.

Eine Promotion ist in dem Bereich nicht nötig und Jana kennt kaum Promovierte. Sogar ein Start nur mit Bachelorstudium ist in dem Bereich denkbar. Von Janas Kolleg:innen haben nicht alle wie sie einen Masterabschluss.

SCHLÜSSELKOMPETENZEN

Das Ergebnis von Janas Arbeit ist ein Gutachten, bei dem sie sich an den rechtlichen Artenschutz halten muss. Da ihre Projekte in Bayern verortet sind, liegt dem Gutachten neben dem  Bundesnaturschutzgesetz das bayrische Artenschutzrecht zugrunde. Von Jana wird erwartet, dass sie diese Gesetzesvorlagen detailgetreu und gewissenhaft befolgt.

Das Gutachten, das Jana erstellt, basiert auf den Vorgaben und Richtlinien des Bundesnaturschutzgesetzes sowie auf dem bayrischen Artenschutzrecht. Sie braucht tiefgreifende Kenntnisse dieser Gesetzesgrundlagen, um sie korrekt befolgen zu können.

Sie sagt außerdem, dass ein gewisses Durchhaltevermögen bei der Schreibarbeit hilfreich ist. Sie beschäftigt sich teilweise sehr lange mit demselben Konstrukt und muss es wieder und wieder überarbeiten. Eine gewisse Freude an Textarbeit ist dort ebenfalls von Vorteil.

Jana ist außerdem bereits in der Frühphase von Bauprojekten beteiligt. Da diese Projekte noch in der Planung sind, wird von ihr Verschwiegenheit erwartet.

BERUFSEINSTIEG

Jana wusste, dass sie nach dem Studium im Bereich Naturschutz arbeiten möchte. An ein Landschaftsplanungsbüro hatte sie ursprünglich dabei nicht gedacht, aber bei der Recherche nach möglichen Jobs auf greenjobs, einer Jobbörse für Umweltfachkräfte, fiel ihr eine interessante Stelle in einem Landschaftsplanungsbüro auf. Daraufhin hat sich Jana dann auch initiativ in weiteren Planungsbüros beworben und ihr wurde die Stelle als „Biologin mit einer naturschutzfachlichen Ausrichtung“ angeboten.

Ihre Bewerbungsphase nach dem Studium hat etwa sechs Monate gedauert, was sich für sie selbst sehr lang angefühlt habe. Sie empfiehlt, so früh wie möglich ein Praktikum in dem Bereich zu machen, da es einem Tür und Tor öffnet: So ist auch der Einstieg bereits nach dem Bachelor sehr gut machbar.

WEITERBILDUNG

Viel hat Jana sich über „learning by doing“ beigebracht. Um sich in neue Artengruppen einzuarbeiten, hat sie Bücher über die Arten gelesen und sie dann im Feld studiert. Sie sagt dazu: „Einfach machen – die Zusammenhänge werden einem immer klarer, je mehr Arten man kennenlernt.

Am meisten hat sie davon mitgenommen, wenn sie gemeinsam mit jemandem rausgegangen ist, der mit der für sie neuen Artengruppe schon viel Erfahrung hat.

Es gibt außerdem Fortbildungen zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung, an denen Jana teilgenommen hat. In einer solchen Fortbildung werden die einzelnen Themengebiete von verschiedenen Dozierenden genauer beleuchtet.

WORK-LIFE-BALANCE

Da es sich bei Janas Tätigkeiten um Projektarbeit handelt, ist die Work-Life-Balance stark von der Größe und Art des Projekts abhängig. Generell lässt sich sagen, dass der Sommer in der Regel arbeitsintensiver ist als der Winter, weil dort im Feld kartiert wird. Dabei ist auch entscheidend, ob es sich um einen Extremstandort handelt oder eine einfache Agrarlandschaft. Insbesondere wenn der Anfahrtsweg lang ist, können auch die Tage sehr lang werden. An solchen Tagen versucht Jana, besonders viel auf einmal zu erledigen und das ganze Aktivitätsspektrum der untersuchten Tierart an einem Tag abzudecken. Bei langen Anfahrtswegen sind auch Übernachtungen möglich, sodass die Arbeit auf mehrere Tage verteilt werden kann.

Im Winter, wenn größtenteils Schreibarbeit ansteht, sind die Arbeitszeiten geregelter. Je nach Dringlichkeit des Projekts fällt dort aber auch mal die eine oder andere Überstunde an.

Teilzeit ist in dem Beruf prinzipiell möglich, allerdings muss man je nach Artengruppe zu bestimmten Zeiten ins Feld und kann diese nicht frei legen. Bei ihrem Arbeitgeber hat Jana nicht die Möglichkeit, auf Teilzeit zu arbeiten, da es nur zwei Biolog:innen gibt.

In ihrer Firma gibt es nur in Ausnahmefällen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Prinzipiell sagt Jana aber, ist das in dem Job sehr gut möglich. Es sei beispielsweise sinnvoll, 3/4 des Tages im Feld zu kartieren und die Notizen und Textarbeit dann von zu Hause zu erledigen und dafür nicht erneut ins Büro zu fahren. Dies wird von verschiedenen Büros aber unterschiedlich gehandhabt und ist bei ihr leider nicht möglich.

GEHALT

Im Naturschutz ist an allen Ecken und Enden zu wenig Geld drin.“

Das war Jana schon bewusst, bevor sie sich für einen Berufseinstieg in diesem Bereich entschieden hat. Dennoch beschreibt sie die Bezahlung zum Einstieg als „relativ ernüchternd“. In ihrer Firma ist Jana mit einem Monatsgehalt knapp unter 3000 Euro brutto eingestiegen. Sie sagt aber auch ganz klar, dass Menschen, die im Bereich Naturschutz arbeiten, sich in der Regel dazu berufen fühlen. Ihr selbst ist es sehr wichtig, dass sie sich mit ihrem Beruf identifizieren kann. Das Gehalt findet sie der Tätigkeit nicht angemessen, wenn man bedenkt, dass sie dazu beiträgt, unsere eigene Lebensgrundlage zu erhalten.

KARRIERELEITER

Für Jana ist ihre Stelle eine klassische Einstiegsposition nach dem Studium. Sie kann dort ihre Fähigkeiten als Biologin ausbauen und baut ihre Kenntnisse im Bereich verschiedener Arten aus. In ihrem Büro könnte sie mit wachsender Erfahrung zur Projektleiterin aufsteigen. Nach einigen Jahren Berufserfahrung besteht auch die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Gutachterbüro selbstständig zu machen und beispielsweise als externe Kartiererin für Landschaftsplanungsbüros zu arbeiten. Auch wenn es in der Branche nicht Stellen wie Sand am Meer gibt und die Bezahlung anderswo besser ist, hat Jana das Gefühl, dass das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, unseren Lebensraum zu erhalten, wächst. Sie beschreibt es als eine zukunftsträchtige Branche, in der der Bedarf an Fachkräften steigen wird.

WAS MAN SONST NOCH WISSEN SOLLTE

Bei der Arbeit in einem Landschaftsplanungsbüro ist es wichtig abzustecken, als was man als Biolog:in genau eingestellt wird. Wenn man wie Jana als „Wald- und Wiesenbiologin“ – wie sie sich selbst beschreibt – arbeitet, liegt der Fokus sehr stark auf der Kartierung im Feld. Wer weniger Erfahrung im Bereich Lebensräume und Artengruppen hat, wird vielleicht stärker in der Textarbeit eingebunden sein. Bei Jana kamen mit der Zeit auch noch landschaftsplanerische Aspekte hinzu. Dort geht der Fokus weg von der Biologie hin zur Landschaftsarchitektur.

Jana sagt, man hat hier auch die Möglichkeit, verschiedene Sachen auszuprobieren und rauszufinden, woran man am meisten Spaß hat.

RAT AN MEIN STUDIERENDES ICH

Jana würde auf jeden Fall wieder Biologie studieren. Allerdings würde sie die Zeit im Studium nutzen, sich bereits mehr mit Berufsmöglichkeiten nach dem Studium auseinanderzusetzen. Als Tipp gibt sie dafür Naturschutzgruppen von Studierenden, da dort auch viele Stellenausschreibungen kursieren. Außerdem würde sie bereits im Studium einen Kurs zum Umgang mit Geoinformationssystemen belegen, weil sie diese für ihre tägliche Arbeit braucht. Auch dem Thema Naturschutzrecht würde sie sich bereits früher widmen, weil Kenntnisse darüber für ihren Job essentiell sind.

BISHERIGER WERDEGANG

  • Bachelorstudium an der TU München
  • Masterstudium an der TU München (Schwerpunkt Ökologie und Pflanzenwissenschaften sowie Zoologie)

Wenn du dich für Naturschutz und insbesondere Klimaschutz interessierst, dann schau doch auch mal im Klimahaus Bremerhaven vorbei. Wir haben Dr. Lutz Fischer, den Leiter der Aquaristik und Terraristik des Klimahaus, interviewt, der das Glück hat, sein Hobby zum Beruf machen zu können.

Das Interview wurde im Februar 2021 geführt. 

*Name von der Redaktion geändert. 

 

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