Du scrollst und scrollst durch Jobbörsen, doch die richtige Stelle für dich kommt einfach nicht? Gefühlt hast du nach einigen Tagen bereits alle existierenden Jobangebote auf dem Markt gesehen? Auf den ersten Blick klingt das komisch, aber dass ist für viele auf Jobsuche die Realität. Wie kann es sein, dass in einem so großen Land wie Deutschland es gefühlt so wenige Jobangebote gibt? Ist der Jobmarkt für Biolog*innen noch schlimmer als befürchtet?
Nein, soo schlimm ist es dann zum Glück doch nicht. Die gute Nachricht ist, dass es um einiges mehr an Stellen da draußen gibt, als du im Internet finden wirst. Die schlechte ist… nun ja, dass du sie nicht so einfach im Internet finden wirst.
Denn viele der Stellen landen gar nicht erst auf dem offenen Stellenmarkt, sondern werden über den sogenannten verdeckten Stellenmarkt besetzt.
Was ist der verdeckte Stellenmarkt?
Nach einem weiteren erfolglosen Tag auf Jobsuche läufst du niedergeschlagen und gedankenverloren durch die Stadt. Während du über deine Zukunft grübelst, merkst du nicht, wie du in Gassen und Verwinkelungen der Stadt abbiegst, die du sonst nicht betrittst. Als du aus dem Grübeln wieder zu dir kommst, erblickst du einen dir fremden Marktplatz, in denen dubiose Gestalten alle möglichen fantastische Jobs anbieten. Okay, so sieht der verdeckte Stellenmarkt nicht aus (als Kind habe ich mir so den Schwarzmarkt vorgestellt, ihr könnt euch vorstellen, wie groß die Enttäuschung später war!).
Der verdeckte Stellenmarkt ist einfach die Bezeichnung für alle Stellen, die nicht durch eine öffentliche Ausschreibung besetzt werden. Statt über Jobbörsen werden diese Jobs durch Kontakte und interne Ausschreibungen besetzt.
Und das sind ganz schön viele! So gehen Schätzungen davon aus, dass ca. 2/3 aller Stellen über den verdeckten Stellenmarkt besetzt werden. Kein Wunder also, dass du die Jobbörse so schnell durchgespielt hast!
Grund dafür ist, dass diese Vorgehensweise den Unternehmen einige Vorteile bietet. Stell dir vor, du leitest ein Unternehmen und willst eine offene Stelle besetzen. Wenn du eine Stelle ausschreibst, kosten die Inserate und bei einer attraktiven Stelle erreichen dich teils hunderte Bewerbungen. Diese müssen durchgeblättert und potentielle Kandidat*innen einladen werden. Selbst wenn du dich für jemanden entschieden hast, bleibt immer noch eine gewisse Unsicherheit, was die Eignung angeht, da es im Grunde immer noch eine fremde Person ist. Ziemlich viel Aufwand, Kosten und Risiko, oder nicht? Fähige Mitarbeitende zu befördern, oder sich von Freunden jemanden empfehlen zu lassen, spart nicht nur Zeit und Kosten. Es bietet dir auch Sicherheit, da du selbst oder Bekannte die Kompetenz der Person bestätigen können.
So gesehen also ganz logisch, wofür du dich entscheidest. Und wie du dir bereits denken kannst, findest du deswegen auf dem verdeckten Stellenmarkt wahrscheinlich mehr Positionen, in der du eine höhere Verantwortung trägst oder das Aufgabenfeld komplexer ist.
Wie komm ich in den verdeckten Stellenmarkt?
Der verdeckte Stellenmarkt ist nicht nur toll, weil hier mehr Stellen existieren, sondern auch weil sich viel weniger Leute auf diese Stellen bewerben. Immerhin muss man erstmal wissen, wie man an diese Stellen kommt. Die Antwort dazu ist recht einfach: Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken. Klingt auf den ersten Blick wahrscheinlich etwas gruselig, aber keine Sorge, das ist heutzutage einfacher denn je. Vermutlich hattest du sogar durch dein Netzwerk bereits Zugriff auf den verdeckten Stellenmarkt.
Hast du z.B. nach einem Laborpraktikum oder nach deiner Abschlussarbeit vielleicht eine HiWi-Stelle in der Arbeitsgruppe angeboten bekommen? Na siehst du! Macht ja auch Sinn für die Arbeitsgruppe, da du bereits eingearbeitet bist und sie dich kennen. Und wenn du auf die Stellenausschreibungen deiner Uni schaust, hast du vielleicht die Sektion für interne Ausschreibungen gesehen, auf die nur Mitarbeiter*innen (manchmal auch Studis) Zugriff haben. Was ein Glück, dass du während deiner Abschlussarbeit oder als HiWi im System meist als Mitarbeiter*in gekennzeichnet bist, um Zugriff auf die Daten der Arbeitsgruppe zu haben (und oft bleiben die Rechte auch noch eine Weile danach erhalten)😉.
Siehst du, so schwer ist es nicht! Allein in deinem Studium gibt es viele Gelegenheiten, Kontakte zu knüpfen und damit ein Netzwerk aufzubauen. Quatsch mit Kommiliton*innen, Professor*innen, usw. und geh zu in- und externen Veranstaltungen, die dich interessieren. Immerhin sind das auch alles Biolog*innen, die wiederum viele andere Biolog*innen kennen, die deutschlandweit in verschiedensten Positionen arbeiten!
Achtung: Netzwerken bedeutet normalerweise nicht, aktiv nach Jobs zu fragen (außer du kennst die Person sehr gut). Die Leute sollen dir viel mehr einen Job anbieten, und dies geschieht dadurch, dass sie dich und deine Interessen und Fähigkeiten kennen. Wenn ich dich z.B. fragen würde, wer in deinem Freundeskreis gut kochen kann, wirst du wahrscheinlich an eine Person denken, die leidenschaftlich übers Kochen redet und dich vielleicht schonmal bekocht hat. Und nicht an eine Person, die dir immer nur erzählt, wie gut sie kochen kann.
Kommen wir aber zu dem Punkt, wieso Netzwerken einfacher ist denn je. Die Antwort lautet: Internet! Melde dich doch einfach auf einem beruflichen Netzwerk wie LinkedIn oder Xing an, immerhin wurden sie genau für diesen Zweck geschaffen. So kannst du nicht nur den Kontakt zu Komilliton*innen, usw. halten, sondern auch neue Leute anschreiben, die dich interessieren. Wenn du dein Profil zudem gut ausfüllst, wird sich im Laufe der Zeit der ein oder andere Recruiter bei dir melden.
Du siehst, Möglichkeiten gibt es genug. Und wenn du mal über deinen eigenen Schatten springen willst, geben wir dir zum Schluss noch eine kleine spaßige Netzwerk-Herausforderung mit, mit der du gleichzeitig interessante Leute kennenlernen kannst und mehr über für dich interessante Berufe erfährst. Diese findest du hier.
Wir fassen also zusammen: Es gibt um einiges mehr Stellen als ausgeschrieben sind. Diese findest du auf dem verdeckten Stellenmarkt, zu dem du wahrscheinlich schon Zugang hattest. Vor allem Netzwerken, Inititiativbewerbungen und eine gute Internetpräsenz verschaffen dir viel mehr berufliche Möglichkeiten!