So viel verdienen Biolog:innen

Wie viel verdient man mit einem Abschluss in Biologie? Die Frage hat sich sicher jeder von uns schonmal gestellt. Denn auch wenn Geld wahrscheinlich nicht der primäre Grund fürs Biologie-Studium ist, wünscht sich doch jeder ein gutes Gehalt. Das Leben ist immerhin nicht günstig, und mit einer naturwissenschaftlichen Ausbildung kann man doch ruhig eine entsprechende Entlohnung verlangen? Was viele von uns im Kopf haben, ist wahrscheinlich, dass im Pharma-Bereich viel Geld zu holen ist. Im Bereich Ökologie dagegen eher weniger. Mit Doktortitel verdient es sich besser als ohne. Stimmt das alles? Wir haben recherchiert und dir das Wichtigste zusammengestellt.

Bild zeigt eine Hand die Geldscheine als Gehalt reicht.

Geld? Gibt es hoffentlich ordentlich nach Ende des Studiums. Aber wie viel eigentlich genau?

Durchschnittsgehälter in Deutschland

Bevor wir dir Zahlen um die Ohren hauen, sollte folgendes beachtet werden:

  1. Wir verwenden Brutto-Monatsgehälter.
  2. Wir ziehen mehrere Statistiken zu Rate, die voneinander abweichen (um 5% Augenmaß). Die eine Statistik gibt es nicht, deswegen sollten die Zahlen immer nur als grobe Orientierung dienen.
  3. Wir versuchen möglichst mit Daten aus 2023 zu arbeiten, allerdings kann der Messungszeitraum leicht abweichen und wurde nicht überall genau angegeben.
  4. Wir verwenden sowohl Durchschnitts- als auch Medianwerte, je nach Statistik. Beim Median handelt es sich um den Wert genau in der Mitte der Datenreihe. Dieser wird oft als vorteilhafter gesehen, da Topverdiener den Durchschnitt nach oben verzerren können.
  5. Wir nennen teils auch ein Min. und Max.-Gehalt. Die Statistiken nehmen hier meist das untere und obere Viertel des Datensatzes raus. Es gibt also Leute, die weniger bzw. mehr verdienen.

So, jetzt aber weiter.

Allgemeines Durchschnittsgehalt

Erstmal wollen wir uns einmal kurz anschauen, wie das Gehalt allgemein in der deutschen Bevölkerung aussieht. Damit du einen Vergleich zur Biologie hast. Laut der Bundesagentur für Arbeit lag das Mediangehalt 2023 bei 3796 € pro Monat. Das Durchschnittsgehalt im Vergleich betrug 4323 € laut Destatis.

Und jetzt zur Biologie

So, hier wird es schwieriger. Denn was bedeutet Biologie? Wie du an unseren Berufsinterviews siehst, ist das Einsatzgebiet mit Bio-Abschluss so vielfältig wie fast nirgends. Entsprechend stark kann das Gehalt variieren.

Gibt man im Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit den Beruf „Biologe/Biologin“ ein, verdienen wir im Median 5506€, die Spanne liegt zwischen 4277 und 6718€. Laut Gehaltsreport von jobvector liegt das Durchschnittsgehalt im Bereich Biologie bei 4208€ mit einer Spanne zwischen 3333€ und 5000€. Auf ein ähnliches Ergebnis kommt auch die Bundesagentur für Arbeit, die allerdings Naturwissenschaftler und Mathematiker zusammenfasst. Da liegt der Median nämlich bei 4398€. Vergleichen wir das mit den oberen Zahlen zu ganz Deutschland, verdienen wir also im Schnitt ca. genauso viel wie der deutsche Durchschnitt.

Wie sieht es aber in den einzelnen Berufsfeldern aus? Dafür haben wir uns wieder den Entgeltatlas vorgenommen und die dort gelisteten Berufe in der unten stehenden Tabelle gesammelt.. Ein kleiner Disclaimer an dieser Stelle, dass die Daten des Entgeltatlas bei der Bemessungsgrenze zur Rente enden, die zu dem Zeitpunkt bei 7100 € lag. Das heißt das Gehalt kann da nochmal höher liegen. Ab dem Gehalt sollte es allerdings eh nicht mehr viel zu meckern geben. Aber jetzt einen Blick auf die Tabelle:

Bereich Beruf Mediangehalt p.M. (€) min. max.
Ökologie Agrarbiolog:in 4502 3422 5540
Labor/Forschung Biochemiker:in 5398 4274 6688
Sonstige Bioinformatiker:in 5624 4652 6828
Sonstige Biomathematiker:in 6404 5210 >7100
Wirtschaft Business Development Manager:in 6537 4958 >7100
Pharma Clinical Research Associate 6759 5149 >7100
Labor/Forschung Forschungsreferent:in 5164 4633 6284
Labor/Forschung Genetiker:in 5398 4274 6688
Ökologie Landschaftsökolog:in 4827 4047 6103
Pharma Medical Writer 5297 3913 6849
Ökologie Meeresbiolog:in 4502 3422 5540
Labor/Forschung Mikrobiolog:in 5264 4105 6586
Sonstige Patentanwalt >7100 5364 >7100
Pharma Pharmareferent:in >7100 5871 >7100
Pharma Qualitätsmanager:in 6584 4869 >7100
Pharma Regulatory Affairs Manager:in 6759 5149 >7100
Ökologie Verhaltensforscher:in 5437 4265 6756
Journalismus Wissenschaftsjournalist:in 5297 3913 6849

Und? Sieht gar nicht so schlecht aus, oder? Aus der Tabelle können wir folgende Schlussfolgerungen ziehen:

  1. Das Klischee, das man im Pharma-Bereich ordentlich verdient, stimmt.
  2. Auch Labor- und Forschungsberufe verdienen ordentlich, nur nach oben stoppt das Maximum früher
  3. Im Bereich Ökologie verdient man schlechter, aber immer noch ganz gut im Deutschland-Vergleich
  4. Wer Biologie mit anderen Skills wie Informatik, Mathe oder Jura kombiniert, kann auch viel rausholen.

Insgesamt lohnt sich der naturwissenschaftliche Abschluss vom Gehalt her also durchaus.

Einstiegsgehalt und was du bedenken solltest

Durchschnitts- bzw. Mediangehälter schön und gut – aber was verdient man zum Berufseinstieg? Immerhin stehen die meisten von uns noch am Anfang der Reise. Zum einen kannst du dich am unteren Ende der Gehaltsspannen orientieren. Allerdings können die teils auch zu hoch sein, denn wie oben geschrieben, wird oft das unterste Viertel der Gehaltsspanne nicht berücksichtigt. Eine Angabe, die wir explizit für den Berufseinstieg in der Biologie gefunden haben, stammt erneut von jobvector. Demnach liegt das Einstiegsgehalt durchschnittlich bei 3634 €.

Was du allerdings unbedingt bedenken solltest: Deine Priorität sollte beim Einstieg nicht nur das Geld sein. Klar, nach dem langen Studium würde man gerne auch angemessen verdienen. Aber gerade am Anfang kann es sich lohnen, ein niedrigeres Gehalt in Kauf zu nehmen, wenn die Stelle dafür Weiterbildungsmöglichkeiten anbietet oder du die Chance kriegst, in einer Branche Fuß zu fassen und dich mit wichtigen Playern zu vernetzen. Sobald du einmal im Spiel bist, spielt es sich um einiges leichter. Nach 2-3 Jahren können dir dann plötzlich ganz andere Möglichkeiten offen stehen.

Master vs. PhD und andere Faktoren

Ausbildung vs. Studium vs. Promotion

Abgesehen von deiner Berufserfahrung gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die dein Gehalt bestimmen. Die Frage die sich wahrscheinlich jeder stellt, ist, wie sich die Promotion aufs Gehalt auswirkt. Und was ist, wenn man statt Studium „nur“ eine Ausbildung im Bereich anstrebt?

Leider konnten wir nur wenig spezifisches zur Auswirkung der Promotion im Bereich Biologie finden. In einem Artikel der FAZ aus 2017, die sich auf eine Studie von Gehalt.de bezieht, gibt es immerhin Zahlen zu Naturwissenschaften allgemein. Demnach lag das Mediangehalt nach dem Master bei 4050 €, mit Doktortitel dagegen bei 5043 €. Das ist ein satter Anstieg von knapp 25 %! 25 % ist ein Wert der uns bei unseren Recherchen immer wieder begegnet ist, weswegen es glaubhaft erscheint, dass dieser auch für die Biologie gilt.

Grund für diesen Anstieg ist vermutlich, dass der Doktortitel einen schnelleren Einstieg in Führungspositionen erlaubt, und der Doktortitel besonders in den forschungsintensiven Bereichen oft einfach Voraussetzung ist.

Der gleiche Artikel der FAZ gibt übrigens auch Zahlen zum Bachelor: Dort lag das Mediangehalt bei 3618 € und damit 11 % niedriger als mit Master-Abschluss.

Und was ist, wenn eine Ausbildung absolviert wird? Laut Jobvector liegt hier das Durchschnittsgehalt bei 3242 €. Also nochmal etwas niedriger.

Fach- vs. Führungskraft

Ein anderer Faktor, der interessant ist, ist die Diskussion Fachkraft vs. Führungskraft. Personalverantwortung wirkt sich meist positiv auf das Gehalt aus. Gleichzeitig wollen immer weniger eine Führungsrolle übernehmen. Wie sieht es also aus, wenn man stattdessen den Weg als Fachkraft einschlägt? Auch hier hat Jobvector Zahlen. So liegt das Durchschnittsgehalt bei Fachkräften in der Biologie bei 3900 €, während Führungskräfte 5085 € verdienen. Autsch. Allerdings muss man dazu sagen, dass Führungskraft nicht bedeuten muss, direkt für die ganze Abteilung verantwortlich zu sein. Auch „einfache“ Projektmanager zählen wahrscheinlich dazu, genauso wenn du eine oder mehrere BTAs betreust. Unter Fachkräfte fallen auch vermehrt Leute Ausbildung, also nimm die Zahlen mit Vorsicht.

Andere Faktoren

Neben den oben genannten kommen noch andere, allgemeinere Faktoren dazu, die eine Auswirkung auf das Gehalt haben. Dazu gehören z. B. der Standort und die Unternehmensgröße. Grundsätzlich verdient man in Großstädten meist mehr (dafür ist die Miete auch oft höher) und je größer das Unternehmen, desto mehr Gehalt gibt es im Schnitt, wie der Stepstone Gehaltsreport zeigt. Zudem spielen die allgemeine Wirtschaftslage, die Situation in der Branche und im Unternehmen eine Rolle.

Gehaltsentwicklung – Wie verdiene ich mehr?

Zum Schluss stellt sich die Frage, wie entwickelt sich dein Gehalt und wie treibst du diese Entwicklung am schnellsten voran? Die einfache Antwort auf die Frage ist: Wechsel das Unternehmen. Wer alle paar Jahre das Unternehmen wechselt, verdient mehr als Personen, die im gleichen Unternehmen bleiben.

Die Grafik von Statista zeigt, dass sich im Moment Unternehmenswechsel weniger lohnen, aber im Schnitt steigt das Gehalt immer noch stärker pro Jahr als wenn man bei einem Unternehmen bleibt. Im Schnitt steigt das Gehalt 2024 um 2,8% mehr bei einem Unternehmenswechsel im Vergleich zur gleichen Firma.

Die Grafik von Statista zeigt, dass sich im Moment Unternehmenswechsel weniger lohnen, aber im Schnitt steigt das Gehalt immer noch stärker pro Jahr als wenn man bei einem Unternehmen bleibt. Infografik von Statista https://www.statista.com/chart/31032/median-year-over-year-change-in-annual-pay-in-the-us/

Der Jobwechsel ist oft mit einer höheren Position verbunden, worauf du im eigenen Unternehmen ggf. länger warten musst, weil sie bereits besetzt ist. Das Budget für Neueinstellungen ist auch oft größer als für die eigenen Mitarbeiter, da unbesetzte Stellen dem Unternehmen ordentlich Geld kosten. Aus unserem Bekanntenkreis kennen wir selbst ein schönes Beispiel, wo eine Person kündigte, nachdem sie mehrfach keine Gehaltserhöhung gekriegt hat. Deren Nachfolger hat dann direkt zu Beginn aber das Gehalt erhalten, was sie unerfolgreich gefordert hatte. Trotz weniger Berufserfahrung. Willkommen in der Wirtschaft.

Allerdings musst du nun nicht auf Zwang alle 2 Jahre den Job wechseln. Wenn du in einem vernünftigen Unternehmen bist, wirst du auch Entwicklungsmöglichkeiten haben und damit verbunden Gehaltssteigerungen. Da haben wir auch ein Beispiel aus unserem Bekanntenkreis, wo die Person ihr Gehalt ohne Wechsel innerhalb von zwei Jahren um 28% steigern konnte. Dank Beförderung und allgemeiner Erhöhung, da das Unternehmen gut lief. Du siehst also, beides ist möglich. Und abgesehen vom Geld solltest du bei einem Jobwechsel auch die anderen Faktoren wie Arbeitszeit, -ort und wie wohl du dich fühlst bedenken.

Zum Schluss

Das war unser Überblick zum Thema Gehalt. Damit solltest du für deine nächste Gehaltsverhandlung doch gerüstet sein. Wer gerade in der Bewerbungsphase ist, sollte sich auch unsere Artikel zum Thema Lebenslauf und Bewerbungsfrust durchlesen. Und wer jetzt einen Beruf im Auge hat, wo ordentlich Kohle zu scheffeln ist, du aber eigentlich keine Ahnung hast, was man dort tut, vielleicht ist er ja bei unseren Berufsinterviews dabei.