Den perfekten Lebenslauf gibt es nicht

Während des Übergangs zwischen Stationen in der Karriere entstehen manchmal Lücken im Lebenslauf. Wie du damit umgehen kannst liest du hier.

Es läuft nicht immer alles glatt oder nach Plan und manchmal entstehen dadurch Lücken im Lebenslauf: Sei es, dass Oma gepflegt werden muss, ein spontaner Umzug ansteht, eine Trennung kommt, Arbeitslosigkeit eintritt oder gesundheitliche Probleme dazwischen kommen. Vielleicht hast du deine Berufstätigkeit unterbrochen eine Familie gegründet und Elternzeit genommen. Aber wie verarbeitet man die Lücke im Lebenslauf? Und das ohne sein gesamtes Privatleben preiszugeben? Hier zeigen wir euch ein paar hilfreiche Strategien.

Was ist eine Lücke im Lebenslauf?

Die Daumenregel ist, dass alles ab ca. 1-2 Monaten eine Lücke darstellt. Ob du diese selbst ausschmückst, ist dir überlassen. Man kann sich aber darauf einstellen, dass in einem potenziellen Bewerbungsgespräch Fragen dazu gestellt werden. Das braucht dich nicht weiter nervös machen, denn der Lebenslauf und Motivationsschreiben, so wie du sie geschrieben hast, haben dir das Interview beschert. Grundsätzlich sieht man dich also schon auf der Stelle. Jetzt geht es daran zu schauen, ob es auch menschlich passt. Also: mit vollem Enthusiasmus voran!
Wichtig ist bei den Lücken, dass die Ursache hinter dem offenen Zeitraum klar wird. So ist es völlig verständlich zur Vorbereitung um z. B. in einem neuen Arbeitsbereich Fuß zu fassen, eine Weiterbildung zu machen.

Ehrlichkeit währt am längsten

Natürlich will man nicht sein gesamtes Privatleben im Lebenslauf präsentieren und gerade Perioden der Neuorientierung oder lebensverändernde Ereignisse im Detail ausbreiten. Trotzdem ist es wichtig wahrheitsgemäß mit Lücken im Lebenslauf umzugehen, sie aber trotzdem positiv darzustellen.

Du kannst dir nämlich sicher sein, wenn du etwas verheimlichst oder zu sehr ausschmückst, wird das im Gespräch auffallen. Geschulte Personaler*innen merken dies sofort. Auch ungeschulte Beteiligte am Gespräch werden ein Störgefühl empfinden und mit einem unguten Eindruck über das Gesagte zurückbleiben. Also lieber gleich offen und ehrlich sein. Das Positive daran ist nämlich, dass auch das bemerkt und wertgeschätzt wird. Durch Offenheit und Ehrlichkeit zeigt man sich nahbar und menschlich. Dies wird oftmals honoriert. Denn niemand ist perfekt. Das weiß auch der potentielle neue Arbeitgeber, dass eine Lücke im Lebenslauf kein Hinderungsgrund ist. Worauf es den Arbeitgebern in der Regel ankommt, ist nicht perfekt zu wirken. Vielmehr kommt es ihm darauf an, zu zeigen, dass man an sich arbeitet, sich persönlich weiterentwickelt und aus herausfordernden Situationen lernt.

Schöne Lücken

Einige „Lücken“ sind heute gesellschaftlich so akzeptiert, dass sie gar nicht mehr als Lücke gelten. Älteren Generationen muss man vielleicht noch erklären warum man nach dem Abi nicht sofort studiert hat, sondern im Ausland war. Heute ist aber der Großteil aller Personaler*innen daran gewohnt ein „Gap-year“ auf den Lebensläufen zu sehen und stellt dazu selten Fragen. Also egal ob Roadtrip durch Australien, ein Freiwilligenprojekt mit Sprachkurs oder Work and Travel, gib es mit ein paar wenigen Details an. Eine Reise erfordert viel Koordinations- und Organisationsgeschick. Bestimmt hast du dabei außerdem viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kennengelernt. In international agierenden Unternehmen ist das viel wert.

Ob geplant oder nicht, ein Kind verändert vieles, oftmals auch die beruflichen Pläne.

Eine weitere schöne Unterbrechung deiner beruflichen Laufbahn ist die Elternzeit. Manche Eltern geben Geburtsjahr und Monat ihres Kindes im Lebenslauf an, aber das ist kein Muss. Diese Lücke im Lebenslauf ist bei Müttern als weiblichen Arbeitnehmerinnen eine Selbstverständlichkeit. Bei frisch gebackenen Vätern sieht man weniger häufig, dass sie länger Elternzeit nehmen. Aber auch bei Männern wird es mittlerweile zum Standard und sorgt nicht mehr für erhobene Augenbrauen auf der Seite von Personaler*innen.
Und wer Vater oder Mutter ist, bringt zusätzliche Kompetenzen mit: Im Planen, Organisieren und in Belastbarkeit sowie der Führung von Menschen.

Es ist schwer nichts zu Lernen: übertragbare Skills

Bei einer Fortbildung oder einem Sprachkurs sind das Gelernte und dessen Anwendungsbereich ziemlich klar. Aber auch fachfremde Erfahrungen können im neuen Job Anwendung finden. Du warst Promoter*in für eine Hilfsorganisation? Dann lässt sich deine Fähigkeit, Menschen anzusprechen und zu überzeugen perfekt im Sales Umfeld anwenden. Gleiches gilt für Erfahrung im Einzelhandel oder der Gastronomie. Die Art der Kund*innen mag sich zwischen einem Bekleidungsgeschäft und im Vertrieb von PCR-Geräten durchaus unterscheiden, trotzdem ist das Skillset verwandt und sollte Erwähnung finden.

Und was ist mit den weniger schönen Lücken?

Gut, fairerweise sind die oben beschriebenen Lücken im Lebenslauf der Bestfall, geplant und erwünscht. Was macht man mit den Lücken die man am liebsten komplett aus der eigenen Geschichte streichen würde?

Auch hier gilt: Aufhübschen, aber ehrlich. Statt „Arbeitslosigkeit“ formuliere es als „Zeit der persönlichen Weiterentwicklung und beruflichen Neuausrichtung“, die du für die intensive Recherche und der Definition deiner beruflichen Ziele genutzt hast.

Bei mehreren hintereinander abgebrochenen Studiengängen oder häufig gewechselten Arbeitsplätzen kannst du die Formulierung „Exploration verschiedener Fachrichtungen zur Berufsfindung“ wählen. Du solltest dabei immer klar benennen können, warum Du von einem Studiengang/einer Stelle zur nächsten gewechselt bist. Was war für dich nicht mehr reizvoll an dem Studium/der Stelle? Warum hast du dich für genau den neuen Studiengang/Arbeitgeber/die neue Stelle entschieden? Was hast du dir von dem Wechsel erhofft? Wichtig ist, dass du deinem potentiellen neuen Arbeitgeber vermittelst, warum du gerade diesen Job nicht nach kurzer Zeit wieder wechseln wirst so wie du es vielleicht vorher gemacht hast. Denn jede Einarbeitung kostet den Arbeitgeber Zeit, Geld und Geduld seiner Mitarbeitenden. Es ist nur zu verständlich, dass Arbeitgeber also auf ein sicheres Pferd setzen wollen.

Das Leben verändert sich schlagartig und steht Kopf, wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird und man neben dem beruflichen Alltag diese weitere Verantwortung übernimmt.

Bei der Pflege eines Angehörigen hast du zwangsläufig deine organisatorischen Fähigkeiten und Stressresilienz stärken müssen. Sicherlich hast du dich währenddessen auch emotional weiterentwickelt. Hierzu ein oder zwei Punkte im Gespräch nennen zu können, ist optimal aber du musst keine allzu genauen Details nennen. Ein simples „Pflege einer Angehörigen“ plus Monat und Jahr reichen völlig aus.

Wer länger krank war kann auch dies ansprechen, ohne näher auf die Krankheit eingehen zu müssen. Möglich wäre zu nennen, was das lange Kranksein mit einem emotional gemacht hat. Hast du zum Beispiel gelernt, positiv zu denken oder war dir sogar dein steter Optimismus eine Stütze während der Zeit? Oder hast du Entspannungsübungen gelernt, die dir auch im weiteren Leben weiterhelfen? Hast du Durchhaltevermögen und Ausdauer beweisen können, bis du wieder regeneriert warst? 

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Ein Arbeitgeber sucht nach verlässlichen Mitarbeitenden und will bevor die Tinte auf dem Arbeitsvertrag trocknet mehr über den oder die Bewerber*in und die bisherigen Leistungen wissen. Auch aus diesem Grund werden schließlich Bewerbungsgespräche geführt. Wer hier offene Flanken klug darstellt und sich dabei als Mensch zeigt, kann viel gewinnen.

Wem das nicht ausreicht, der kann auch noch andere für sich sprechen lassen. Nämlich durch Referenzen. Frage deshalb unbedingt in jeder Phase deiner beruflichen Entwicklung nach einem Empfehlungsschreiben bzw. ob du die Person als Referenz angeben darfst. Deine Glaubwürdigkeit wird dadurch untermauert, wenn ein ehemaliger Vorgesetzter deine Fähigkeiten bestätigt. Das gilt auch, wenn du in einem anderen Bereich gearbeitet hast. Eine zuverlässige und engagierte Minijobberin wird voraussichtlich auch eine zuverlässige und engagierte Arbeitnehmerin. Achte nur darauf, dass die Person gut erreichbar ist und die Kontaktdaten auch nach einiger Zeit noch stimmen. Auch sollte man sich sicher sein, dass die ausgewählte Person eine garantierte Fürsprecherin ist.

Familie, Freunde oder KI zur Hilfe nehmen

KI ist allgegenwertig, so auch im Bewerbungsprozess. Nutze dieses neue Tool zu deinem Vorteil in der Vorbereitung auf dein Interview.

Wenn du dann ein Vorstellungsgespräch ergattert hast, wirst du die Lücken im Lebenslauf positiv kommunizieren müssen. Übung macht dabei den Meister. Schnapp dir eine Vertrauensperson und übe mit ihr damit die Formulierungen sitzen und du sicher und überzeugend rüber kommst. Oder lass alternativ ChatGPT Interviewfragen für dich generieren und bitte darum deine Antworten zu verbessern. Außerdem gibt es auch auf vielen Berufsmessen die Möglichkeit den eigenen Lebenslauf auf Herz und Nieren prüfen zu lassen und sich ein paar wertvolle Tipps abzuholen.

Die richtige Haltung zum eigenen Lebenslauf, Lücken darin und damit auch die Außendarstellung sind wichtig. Bist du selbst nicht davon überzeugt, den Job machen zu können auf den du dich bewirbst, wird es schwer deinem Gegenüber das zu vermitteln. Vermarkte die Lücken im Lebenslauf also als persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Sei dein eigener Anwalt und setze die hier beschriebenen Strategien direkt um. Und wenn du dann ungefähr ein Jahr lang beim neuen Arbeitgeber bist, würde sich der Biologenkompass sehr freuen, dich interviewen zu dürfen!