„Ich bin nicht Experte für Protein XY,
sondern habe das große Ganze im Blick.“
– Peter Kohl, Public Relations Manager, Universität zu Köln –
Auf Peter bin ich durch Zufall über seinen Podcast Botenstoff, der Biologie-Berufe-Podcast, aufmerksam geworden. Wer diesen Podcast noch nicht kennt, empfehlen wir wärmstens, einmal reinzuhören.
Peter arbeitet seit drei Jahren als Public Relations Officer an der Universität zu Köln für den Exzellenzcluster CECAD. Er steuert die Öffentlichkeitsarbeit, organisiert Veranstaltungen, schreibt Pressemitteilungen und pflegt die Webseite.
Peter hat eine sogenannte Matrixstelle, mit der er bei der zentralen Pressestelle der Universität angestellt ist, seine Arbeit jedoch an dem Forschungsinstitut für alternsassoziierte Erkrankungen wie z. B. Krebs, Diabetes oder Alzheimer verrichtet.
In der Einheit Presse & Marketing arbeiten ca. 30 Personen inklusive Eventorganisation und Grafikdesign. Am Exzellenzcluster in der Verwaltung sind neun Personen für das gesamte Management des Clusters verantwortlich. Im Cluster ist eine weitere Person, die mit einer halben Stelle Marketing macht, ansonsten arbeitet Peter eigenständig. Durch seine Anbindung an die Kommunikationsabteilung der Universität Köln kann Peter auf die Expertise der Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen. Zum Beispiel bei der Erstellung von Videos.
Personengruppen, mit denen Peter zu tun hat sind natürlich Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und die Kolleg*innen aus der Pressestelle. Weitere sind andere aus der Universitätsverwaltung z. B. für Absprachen zum Bund-Länderfinanzierten Cluster.
Peter schätzt die Vielfalt an Themen, die ihm sein Job bereit hält. Die Fokussierung auf ein Thema war für ihn auch einer der Gründe, weshalb er sich gegen die Wissenschaft und für Öffentlichkeitsarbeit als Berufsfeld entschieden hat. Was ihn daran anspricht führt Peter wie folgt aus: „Das ich nicht Experte für Protein XY bin, sondern ein bisschen mehr das große Ganze im Blick habe. Also, neben den schwierigen Arbeitsbedingungen, die ansonsten die wissenschaftliche Karriere mit sich bringen würde.“ Manchmal erwischt er sich dennoch bei dem Gedanken dabei, doch noch mal am Mikroskop sitzen oder eine PCR ansetzen zu wollen. Dann muss er sich aktiv wieder ins Gedächtnis rufen, wie frustrierend es sein kann, wenn Experimente nicht funktionieren.
Inhaltlich geht es für Peter immer um die Alternsforschung aus molekularbiologischer Sicht. An dieser Stelle wünscht er sich manchmal mehr inhaltliche Abwechslung. Von der inhaltlichen Bandbreite findet er daher eine Stelle in der zentralen Pressestelle attraktiver. Allerdings vermutet er, dass er dort nicht so viele Freiheit hätte, wie bei seiner jetzigen Stelle. In der Pressestelle hätte er z.B. kein eigenes Budget, über das er verfügen könnte. So hat alles sein Für und Wider.
Peters Arbeit gestaltet sich aus einer Mischung zwischen selbstständigem Arbeiten und auf andere zurückgreifen, um Informationen zu erhalten oder Sachen zu organisieren. Also, Leute, die Forschung an sich betreiben, von denen er seine Infos kriegen kann. „Ganz auf mich alleine gestellt wird das auch so nicht funktionieren.“ Seine Kommunikation läuft hauptsächlich über E-Mail und Telefon ab, wenn es geht auch bei persönlichen Treffen. Mit der zentralen Pressestelle trifft er sich einmal wöchentlich zur gemeinsamen Sitzung.
Peter ist der Meinung, dass sich seine Stelle gut als Einstiegsposition eignet: „In der Stellenausschreibung wurde auch klar ein biologischer Hintergrund und kommunikative Fertigkeiten gefordert, jedoch keine fünf Jahre Arbeitserfahrung in der Wissenschaftskommunikation. Auch die weiteren Matrixstellen an der Universität Köln sind überwiegend mit Berufseinsteiger*innen besetzt.“
Die Stelle von Peter war regulär ausgeschrieben. Jedoch hatte ihn sein damaliger Vorgesetzter empfohlen, da bereits klar war, dass er Peter keine langfristige Perspektive bieten konnte.
Für das Verständnis der Wissenschaft ist Peters biologischer Hintergrund Gold wert, da in dem Cluster, in dem er arbeitet sehr viel biomedizinische Forschung betrieben wird. Dies kann er im Umgang mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gezielt einsetzen.
„Hinter Kommunikation versteckt sich, schreiben, mit den Leuten umgehen, sich auf verschiedene Menschen einstellen und einen Perspektivwechsel einnehmen zu können. Man sollte auf jeden Fall die Fähigkeit besitzen, zwischen der Sprache der Wissenschaft und der Sprache der Öffentlichkeit zu übersetzen,“ sagt Peter über nötige überfachliche Kompetenzen. Englisch ist dabei für Peter die Arbeitssprache: „Die Sprache der Wissenschaft ist ja Englisch.“
Außerdem gibt Peter für Interessierte zu Bedenken: „Man sollte auch ein dickes Fell besitzen und die Kompetenz besitzen, Dinge nicht zu persönlich zu nehmen. Weil, nicht jede Person aus der Forschung hat Verständnis für Kommunikation oder Bock darauf. Auch sollte man in stressigen Situationen den Überblick bewahren können.“
Peter arbeitet in Teilzeit vier Tage die Woche mit 75 % der Wochenarbeitszeit. Überstunden fallen bei Peter immer wieder an. Aufgrund seiner Teilzeitarbeit entstehen diese auch schneller mal. Die Überstunden kann er aber in der nahen Zukunft wieder abbauen. Zu seiner Teilzeitstelle sagt Peter folgendes: „Möglich wäre auch, die Stelle noch weiter zu kürzen, jedoch stellt sich dann die Frage, was mit der anfallenden Arbeit passieren würde. Ob dann einfach weniger Events organisiert werden würden oder jemand mit dem restlichen Stellenvolumen eingestellt würde und man sich die Stelle teilt.“
Es gibt Kernarbeitszeiten, aber überwiegend Gleitzeit an der Universität zu Köln. Immer wieder gibt es auch Abendveranstaltungen, die Peter regulär als Arbeitszeit erfasst. Ihm kommt dabei sehr entgegen, dass er nicht jeden Morgen pünktlich um 8:00 Uhr anfangen und um16 Uhr gehen muss. Die sich dadurch ergebene Flexibilität findet er gut.
Durch die Gleitzeit ist die Hochschule als Arbeitgeberin auch einigermaßen familienfreundlich. Auch besteht für Peter die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Die Universität Köln hat zwei Kitas, die auch bevorzugt Plätze an Universitätspersonal werden. Allerdings reichen, laut Peters Aussage die Plätze bei weitem nicht aus. In Peters Institut gibt es zudem ein Eltern-Kind-Zimmer. Darin ist ein Arbeitsplatz eingerichtet, in dem ein Kinderbett und eine Wickelmöglicheit bereitgestellt ist.
Peter wird gemäß des Tarifvertrags der Länder, Entgeltgruppe 13 (LINK zum TVL) vergütet. Damit gehört Peter ihm zufolge schon zu den Besserverdienenden im PR-Bereich: „Das Gehalt fängt trotz abgeschlossenem Studium und gewünschten Berufserfahrungen bei Entgeltgruppe 9 an. Häufig sieht man auch E11. Aber die meisten Leute, die er kennt sind mit E13 angestellt.“ Solange sich sein Arbeitspensum und die Überstunden im Rahmen halten, empfindet er das auch für angemessen.
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Als nächste Schritte könnte sich Peter vorstellen, in einem größeren Institut zu arbeiten, wo er nicht mehr alleine für die Pressearbeit zuständig ist, sondern eingebunden in einem Team agieren würde. Ein logischer nächster Schritt wäre seiner Meinung nach auch die Teamleitung eines Presseteams an einem größeren Institut.
Bevor Peter seine jetzige Stelle angetreten hat, hat er bereits auf verschiedene Art und Weise berufliche Vorerfahrung im journalistischen Bereich gesammelt. Begonnen hat er damit während seines Biologiestudiums. Währenddessen hat er als freier Journalist für die lokale Tageszeitung Rheinpfalz und die Zeitschrift des Verbands Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland (VBio) „Biologie unserer Zeit“ geschrieben. Auch hat er als Hospitant beim SWR Fernsehen gearbeitet. Durch diese Tätigkeiten hat er sein breites Interesse und Fertigkeiten an verschiedenen Fächern und Disziplinen – auch über die Biologie hinaus – gezeigt.
Genau diese Erfahrungen konnte Peter nach seinem Studium in einer jungen Agentur für Wissenschaftskommunikation in Köln einbringen. Erfahren hat er von dieser Stelle durch einen Freund und dann einfach angefragt, ob die Agentur jemanden bräuchten. Peter erinnert sich: „Angefangen habe ich in der Agentur als freier Mitarbeiter und dann als Minijobber weitergemacht. Ich lebte da schon in einer prekären Lebenssituation. Irgendwann habe ich dann eine 75 %-Stelle in Köln gefunden anfangs noch mit 25 % der regulären Wochenarbeitszeit weiter in Agentur gearbeitet.“
Peter schätzt, dass der Einstieg in die Wissenschaftskommunikation entweder darüber gelingt, dass man einen Doktortitel oder dass man Erfahrungen in der Kommunikation mitbringt: „Wenn man jetzt nur den Master in Biologie hat, ohne Kommunikationserfahrungen zu haben, wird es, glaube ich, schwierig.“ Aus seiner Erfahrung heraus empfiehlt Peter zur Erlangung der entsprechenden Kompetenzen, dass man an der Uni z. B. Nach Kursen in der Richtung zu schauen: „Bei mit an der Uni gab es einen Kurs ‚Wissenschaftsjournalismus‘ und einen Workshop ‚Journalismus‘. Die habe ich besucht und fand sie auch hilfreich.“
Ein weitere Idee des Wissenschaftskommunikators ist folgende: „Wenn man in die Kommunikationsrichtung gehen will, dann wäre eine Möglichkeit, wenigstens einen Twitter-Account anzufangen oder einen Blog aufzusetzen. Damit sammelt man auch Erfahrungen im Webdesign. Was auch immer geht, ist an dem Institut, in dem man arbeitet zu schauen, wer dort für die Kommunikation zuständig ist und anzubieten, dass man einen Artikel über die eigene Forschung schreibt. Da kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass da jede Kommunikationsstelle total offen und happy ist, wenn andere Leute liefern. Und solange man da eine Sache vorweisen kann, hebt man sich von 90 % der Leute ab, die eben nix in der Arbeit vorweisen können.“
Last but not least empfiehlt Peter noch Kurse zum Webdesign in WordPress oder TYPO3 zu belegen: „Mit denen kann man sich relativ leicht von anderen abheben. Es wird immer verlangt, dass man ein bisschen Webdesign kann.“
Auch kann Peter kann z. B. die Akademie der Bayrischen Presse mit Sitz in München empfehlen: „Für wenige 100 € gibt es da mehrere Kurse zum Thema Pressearbeit und Wissenschaftskommunikation.“
„Schau dich um und erweitere deinen Horizont. Mache ruhig auch ein paar Sachen, die nicht primär mit deinem Studium zu tun haben. Also: Sammel’ Fähigkeiten, die im ganz anderen Bereich liegen können. Auch aus der Arbeit im Café oder sonst wo kann man eine Menge für Kommunikation und Gefühl für Menschen mitnehmen. Und: Gib nicht auf!“
- Bachelor-Studium der Biowissenschaften, Technische Universität Kaiserslautern. Schwerpunkt: Ökologie
- Master-Studium Bioscience, Technische Universität Kaiserslautern. Schwerpunkte: Ökologie, Pflanzenwissenschaften, Pilze und Flechten
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Das Interview wurde im Juli 2019 geführt.
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