Grade hat dein Lieblingskollege gekündigt, deine Abteilung wird eingestampft oder beim Stammtisch erzählt eine Freundin mit den gleichen Abschlüssen wie du, dass sie in Ihrem Job deutlich mehr verdient. Klar ist das frustrierend, aber auch gleich ein Grund seine sieben Sachen zu packen und die Kündigung einzureichen?
Die Entscheidung, den Job zu wechseln, ist von vielen individuellen Gründen abhängig und sicher keine Leichte. In diesem Blogbeitrag diskutieren wir einige Anzeichen und Situationen, bei denen ein Jobwechsel in Erwägung gezogen werden könnte. Es liegt aber auch mit an Dir Deinen Arbeitsplatz zu gestalten und für Dich einzustehen.
Dein Wachstum stagniert
Du merkst, dass jeder Tag gleich aussieht, es kaum neue Aufgaben gibt und du nichts Neues mehr lernst. Zu Beginn eines jeden neuen Jobs ist die Lernkurve steil. Nach einiger Zeit ist es ganz normal, dass diese abflacht. Jetzt ist es an der Zeit, dass Du Initiative ergreifst und dich umschaust, wie Du deinen Arbeitsalltag effizienter gestalten kannst. Können Arbeitsschritte automatisiert werden? Oder gibt es eine interessante Messe, Kongress oder Fortbildung an der Du teilnehmen kannst? Sprich auch deinen Manager an, vielleicht hat er eine Idee aus seinem Blickwinkel. Merkst Du aber, dass keine neuen Entwicklungsmöglichkeiten an dich heran getragen werden und deine Impulse im Sande verlaufen, kann es Zeit sein deinen Job zu wechseln. In manchen Situationen, z. B. bei vielen privaten Veränderungen ist es aber auch durchaus verständlich zufrieden zu sein, wenn es auf Arbeit gerade sehr ruhig und weniger fordernd ist.
Die Unternehmenskultur ist nicht deins
An einem Ort an dem Du den Großteil deiner Zeit verbringst solltest Du Dich grundsätzlich wohl fühlen. Alles andere wird Dir viel Energie und Motivation rauben. Du bist der Typ, der gerne mit seinen Kolleginnen auch nach Feierabend noch bei einem Glas Wein beisammen sitzt, aber arbeitest zwischen Menschen, die nicht schnell genug heim kommen können? Das Feedback deiner Chefin besteht nur aus wenig konstruktiver Kritik und „das haben wir immer so gemacht“ steht deinem Innovationsgeist im Weg? Du wünschst Dir informelle Kommunikation von der studentischen Aushilfe bis zum CEO, aber auf Arbeit wird gesiezt, es gibt steile Hierarchien und Entscheidungen werden ohne Rücksprache mit den Mitarbeitenden getroffen. Jedes Feedback endet in einem Konflikt und Unmut wird durch passiv aggressive Kommentare in großer Runde kund getan. Das klingt nach einem gestörten Verhältnis zu den Kollegen oder Vorgesetzen. Auch die Situation ansprechen hilft nicht weiter, um den Arbeitsplatz für alle Beteiligten angenehmer zu machen und man bekommt sich bei jeder Kleinigkeit in die Haare.
Dann mag der Job und das Aufgabenfeld an sich vielleicht gut sein, aber es ist ein legitimer Grund sich anderweitig zu orientieren, wenn das Umfeld nicht stimmt.
Ohne Moos nichts los
Das Geschäft läuft gut, aber davon merken die Mitarbeitenden finanziell nichts und auf einen Inflationsausgleich wagst Du nicht zu hoffen. Trotz Gehaltsverhandlung ist deine Vergütung im Vergleich zu anderen Angestellten in der gleichen Branche oder mit den gleichen Abschlüssen deutlich niedriger. Ein Wechsel könnte sich finanziell also für Dich lohnen.
Gleichzeitig ist Geld auch nicht alles. Ein extrem stressiger Job mit großartiger Bezahlung ist nicht unbedingt besser. Wenn deine jetzige Arbeitsstelle, oder die auf die du dich grade bewirbst z. B. besonders nah am Wohnort, weniger Wochenstunden oder ein viel besseres Arbeitsklima hat, dann sollte das berücksichtigt werden.
Work-Life-What?
Du kloppst eine Überstunde nach der Nächsten, dein Handy klingelt auch nach deiner Arbeitszeit und an Abschalten ist nicht zu denken. Deine Freunde hast du schon lange nicht mehr gesehen und deine Kinder erkennen dich nicht mehr. Ganz so schlimm ist es hoffentlich noch nicht, aber Zeit zu überdenken ist es allemal! Wenn dich das Arbeitspensum erschlägt und unglücklich macht, dann ist es wichtig zu rekapitulieren ob sich an der Situation etwas ändern lässt. Machst Du den Job für 2 und deine Firma will partout keine weiteren Mitarbeitenden einstellen? Oder ist es grade kurz vor einer wichtigen Deadline und die Überstunden, die Du jetzt scheffelst kannst Du im Anschluss abbummeln? Du lebst nicht um zu arbeiten, sondern andersherum. Verschiebt sich das Verhältnis deutlich und permanent und liegt es außerhalb Deiner Macht es wieder in die geregelten Bahnen zu lenken? Dann ist ein Wechsel vielleicht sinnvoll.
Der Job macht Dich krank
Dein Rücken streikt und du kannst schweres Laborequipment nicht mehr heben ohne Schmerzen. Das ständige Reisen und Jetlag als Vertriebler zwingt Dich in die Knie oder Du hast eine Allergie gegen einen der Stoffe entwickelt mit dem du routinemäßig zu tun hast. All diese Gründe rufen nach einer Veränderung. Diese muss aber nicht zwangsläufig ein Wechsel des Arbeitsgebers sein. Ein Arbeitgeber investiert in der Regel eine Menge Zeit und Geld bis eine Person angelernt und ins Team integriert ist. Dieses Investment möchten die meisten Arbeitgeber nicht verlieren. Wenn du in dieser Position bist und deinen Arbeitgeber eigentlich magst, dann frage unbedingt nach, ob es eine andere Position in der Firma gibt. Du hast dabei den Vorteil etwas weniger Einarbeitungs- und Eingewöhnungszeit zu benötigen und in einer anderen Abteilung Erfahrung zu sammeln.
Auch wenn deine Psyche durch die Arbeit angeschlagen ist herrscht dringender Handlungsbedarf. Bei psychischen Problemen ist es wichtig zu analysieren wie man sein Arbeitsumfeld positiv beeinflussen kann, um langfristig gesund und gerne zu arbeiten. Gängige psychische Leiden sind Stress, Burnout, Angststörungen und Depressionen, die die Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit und Konzentration erheblich vermindern können. Diesen Problemen bist Du aber nicht alleine ausgeliefert. Neben professioneller Hilfe, die du in solchen Fällen Anspruch nehmen solltest ist es als erster Schritt wichtig, dass du Selbstfürsorge betreibst. Dazu gehören regelmäßige Pausen, Bewegung, gesundes Essen und Aktivitäten außerhalb der Arbeit. Oft nimmt die psychische Belastung zu, wenn du deine Grenzen nicht klar setzt. Klare Grenzen und gutes Zeitmanagement sind ein Schutz gegen Überarbeitung und Überlastung und notwendig, egal wo du arbeitest. Mit psychischen Problemen fühlt man sich schnell allein, aber das muss nicht zwangsläufig die Realität sein. Vertraust du deinem Arbeitgeber genug und weihst ihn ein, hat er die Möglichkeit mit dir Lösungsansätze zu erarbeiten. Freunde und Kollegen können als dein unterstützendes Netzwerk agieren und gemeinsame Aktivitäten und Erfahrungsaustausch können dir helfen den Stress abzubauen.
Die nicht erfüllte Leidenschaft, die Leiden schafft
Wenn du das Gefühl hast, dass deine tägliche Arbeit nicht das ist, was du wirklich tun möchtest, dann kann das schnell aufs Gemüt schlagen. Wer keinen Sinn, Spaß oder Nutzen in seiner Arbeit sieht macht seinen Job sicherlich nicht sonderlich gerne. Ein Beruf muss nicht mit Berufung zu tun haben. Kein Job wird die gesamte Zeit lang Spaß machen und es wird immer Aufgaben geben, die man lieber delegieren würde, aber nicht mal ein Fünkchen Interesse am eigenen Job? Das geht auch anders.
Wenn du schon lange davon träumst ein Café, das selbstgebackenen Kuchen verkauft zu eröffnen oder doch eine handwerkliche Ausbildung zu machen, ist das legitim. Vielleicht hast du in jungen Jahren Biologie studiert, um deinen Eltern zu gefallen, oder weil du dir etwas anders darunter vorgestellt hast. Auch und gerade dann ist ein kompletter Wechsel in Ordnung.
Dein Leben verändert sich
Manchmal führen persönliche Veränderungen wie ein Umzug, Familienplanung oder ähnliches dazu, dass ein Jobwechsel notwendig wird. Plötzlich ist ein Teilzeitjob ohne Führungsverantwortung in der Nähe der Kita sehr attraktiv oder ein Job, der keine regelmäßigen Reisen oder Abende vor dem Mikroskop erfordert. Das sind gängige Gründe, um seinen alten Arbeitsplatz zu verlassen, sich innerhalb des Unternehmens versetzen zu lassen oder die Stunden zu reduzieren.
Es ist wichtig, dass die Entscheidung, den Job zu wechseln, keine Überstürzte ist. Neben einer gründlichen Selbstreflexion, dem Abwägen der Vor- und Nachteile und gegebenenfalls das Einholen von Rat bei vertrauten Personen oder Fachleuten sollte einer so wichtigen Entscheidung vorangehen.
Was andere Biologen über das Wechseln sagen
Wir haben außerdem ein paar berufserfahrende Biologinnen befragt, wann für sie klar war, dass ein Wechsel Sinn macht oder warum sie sich dagegen entschieden haben:
Ulrike wechselte zuerst von einer wissenschaftlichen Doktorandenstelle (50 %) zu einer koordinatorisch-administrativen Stelle im Promotionskolleg (50 %) mit einem späteren zusätzlichen Zweitjob im Qualitätsmanagement. Nach fünf bzw. zwei Jahren wechselte sie schließlich ins Wissenschaftsministerium.
„Ich war fertig mit der Promotion und es ging darum einen Anschlussjob zu finden. Was hat sich geändert? Ich habe nicht mehr wissenschaftlich gearbeitet, sondern koordinatorisch-administrativ. Ich hatte vorher auch eine 50 % Stelle, aber das Coole an meiner neuen Stelle im Promotionskolleg war, ich musste auch nur 50 % arbeiten.
Um mehr zu verdienen habe ich dann etwas später für zwei Jahre noch eine zweite Stelle im Qualitätsmanagement angenommen. Das war anfangs eine 7-monatige Elternzeitvertretung, die dann längerfristig zu besetzen war. Zwei ‚Hüte‘ gleichzeitig zu tragen war ziemlich anstrengend, aber ich habe unglaublich viel gelernt.
Nach fünf Jahren im Promotionskolleg habe ich ein unbefristetes Arbeitsverhältnis angestrebt und bin ins Wissenschaftsministerium gewechselt, in einen Bereich, der mit allen Ebenen des Ministeriums zusammengearbeitet hat. Bei gleichem Entgeld hatte ich mehr Verantwortung und konnte gucken, was macht die Behörde sonst so? Wer sind die Referatsleitungen und in welchem Bereich möchte ich langfristig arbeiten. Und nach zwei Jahren auf dieser Stelle habe ich die nächste Stelle angetreten als stellvertretende Referatsleitung.“
Anja arbeitet den Großteil Ihrer Laufbahn bei einem Unternehmen als Clinical research manager (klinische Projektmanagerin) und sagt folgendes über Ihre Entscheidungen zum Wechseln:
„Eigentlich wollte ich Chemie studieren aber mein Vater meinte ich sei gut in Mathe und solle eine Bankausbildung machen. Ich wurde also Bankkauffrau, merkte dann aber, dass ich doch lieber studieren will. Aufgrund einer Lösungsmittelallergie habe ich dann Bio statt Chemie studiert. Da ich dann schon vergleichsmäßig ‚alt‘ war für die Familiengründung und die Kurzzeitverträge an der Uni anstrengend waren, habe ich mich gegen eine Promotion und für einen Job in der Industrie entschieden. Nach über 60 gescheiterten Bewerbungen im Bereich Produktmanagement, um die Kenntnisse der Bankausbildung zu verbinden, habe ich mich schließlich bei einer CRO (clinical research organization) beworben. In Ulm hat ein Professor neben der akademischen Laufbahn auch die Optionen Pharmareferent oder Monitor erwähnt. Das klang für mich passender als die akademische Laufbahn. Daher habe ich bei der CRO als clinical project manager angefangen. Dann war ich Schwangerschaftsvertretung in einem Unternehmen und bin letztendlich bei meinem jetzigen Arbeitgeber gelandet als clinical project manager. Von dort aus haben sich die Stellen dann von selber ergeben. Ich konnte bei der Firma Teilzeit und im Home Office arbeiten, außerdem wurde ich für meine Familiengründung vom Chef unterstützt. Es hat für mich immer gepasst und die Entwicklung war gesund, ob ich da jetzt etwas weniger Gehalt bekomme, weil ich die Firma zwischendurch nicht gewechselt habe, ist dann halt so. Geld ist nicht alles – Jobzufriedenheit darf man nicht unterschätzen. Manche Phasen habe ich mit Diplomatie und Herzschmerz durchgestanden, aber rückblickend habe ich alles richtig gemacht.“
Isabelle wechselte vom Innovation Scouting an der Uni zum Investment Management:
„Der ausschlaggebende Faktor für den Jobwechsel war für mich, dass ich mich weiterentwickeln und etwas Neues lernen wollte. Durch meine vorherigen Jobs habe ich die VC (Venture Capital) Welt näher kennengelernt und fand es sehr spannend. Nun bin ich sehr froh, dass ich dieser Neugier und Passion als Investment Managerin weiter nachgehen darf. Während ich an der Uni eher Forschungsprojekte mit Transferansatz begleitet habe, arbeite ich nun mit fortgeschritteren Start-ups und es ist viel Neues was ich lernen darf. Das Unternehmen ist ein privates, das heißt ich arbeite nicht mehr im öffentlichen Dienst. Das finde ich auch sehr spannend. Der Job ist remote, ich pendele einmal die Woche nach Dortmund und kann sonst in Köln wohnen bleiben. Die Bezahlung ist ähnlich/ein bisschen weniger als mein vorheriger Job. Das ist oft so, wenn man in ein neues Feld einsteigt und erst mal wieder ‚weiter unten‘ startet. Ich nehme das aber gerne in Kauf, da mich das neue Feld sehr interessiert und ich dort bessere Entwicklungsmöglichkeiten habe als im öffentlichen Dienst.“