„Die Vielfältigkeit macht mir am meisten Spaß; sowohl die meiner Aufgaben als auch die der verschiedenen Ansprechpartnern.“
– Dr. Eleonora Schönherr, Wissenschaftsreferentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin –
Ebola, Malaria, Dengue-Fieber. Viele kennen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg aus den Medien. Besonders dann, wenn gerade mal wieder eine Infektionskrankheit ausgebrochen ist, sind die Zeitungen und TV-Berichte voller Interviews mit Experten. Dr. Eleonora Schönherr zieht im Hintergrund die Strippen unter anderem für die Pressearbeit des BNITM. Doch einiges mehr fällt in den Arbeitsbereich der Wissenschaftsreferentin. Was das ist, erfahrt ihr im folgenden Artikel zu diesem Berufsbild.
Eleonora Schönherr arbeitet seit acht Jahren als Wissenschaftsreferentin am BNITM. Das Berufsbild der Wissenschaftsreferentin ist dem Feld des Wissenschaftsmanagements zuzuordnen, das wiederum diverse Berufe umfasst, die sich oftmals schwer voneinander abgrenzen lassen. Sie arbeitet in einem Team bestehend aus der Vorstandsreferentin, der Bibliothekarin, dem Foto- und Projektionstechniker und der Vorstandssekretärin im wissenschaftlichen Vorstandsstab zusammen mit dem Vorstand. Da sie derzeit in Teilzeit (50 %) arbeitet, teilt sie sich mit einer weiteren Teilzeitkraft den Bereich Pressearbeit.
Ihr Tätigkeitsfeld befindet sich an einer Schnittstelle zwischen Journalisten und der allgemeinen Öffentlichkeit sowie anderen wissenschaftlichen Einrichtungen.
Gewählt hat sie diesen Beruf, da sie die Kombination aus Biologie und Öffentlichkeitsarbeit interessant findet. Auch hat sie die Arbeit an Webseiten immer interessiert. Die Vorteile in ihrem Job sieht sie ganz klar in der Vielseitigkeit ihrer Tätigkeiten. Sie schreibt, sie kommuniziert und organisiert und arbeitet mit den unterschiedlichsten Akteuren zusammen. Darunter fallen Erwachsene und Kinder aber auch Politiker, Mitarbeiter von Behörden und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, Pressevertreter_innen und Wissenschaftler_innen. Sie schätzt es, immer wieder im Austausch mit Biologen aus den Laboren zu stehen und somit ein Bindeglied zu ihrem Studienfach Biologie zu haben.
Als Herausforderung empfindet Eleonora das Zeitmanagement und die gefühlte Verantwortung in ihrem Job: „Es ist insgesamt ein schöner, aber teils auch stressiger Job mit Überstunden, die manchmal schwer mit dem Privatleben zu vereinbaren sind.“ Das leuchtet ein: Infektionserreger kennen keinen Feierabend.
Ihre Stelle wurde vor einigen Jahren mit dem steigenden Bedarf an Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Instituts geschaffen. Eleonora konnte ihre Tätigkeitsfelder unter Absprache mit dem Vorstand nach ihren Vorstellungen mit gestalten. Das Handwerk der Pressearbeit, das sie zuvor in einer PR-Agentur gelernt hatte, konnte sie zu einem großen Teil einbringen. Welche Tätigkeiten außer Pressearbeit in ihren beruflichen Alltag fallen, erfährst Du hier.
Da ihr Job sehr abwechslungsreich und vielfältig ist, arbeitet Eleonora an einem typischen Arbeitstag an etwa drei bis fünf verschiedenen Projekten. Dass sie an einem Tag nur ein Thema bearbeitet, ist äußerst selten.
Generell führt sie sehr viele Telefonate. Dadurch bedingt sich auch, dass sie immer erreichbar sein muss. Ihren Tag beginnt sie immer damit, ihre Emails abzurufen und die wichtigsten darunter herauszufiltern und ihren Tag danach zu organisieren. Erhält sie z. B. Anfragen von der Behörde oder der Leibniz-Gemeinschaft, die beantwortet werden müssen, muss sie dafür auch Rücksprache mit dem Vorstand halten.
Eleonora ist auch viel im Institut unterwegs, um ihre Kolleginnen und Kollegen persönlich für ihre Belange anzusprechen.
Als fachliche Kompetenz bringt Eleonora ihr Biologiestudium vor allem mit ihrem Schwerpunkt in der Molekularen Mikrobiologie mit. Weitere Expertise sammelte sie zudem während ihrer Promotion im Bereich der Biomedizin. Regelmäßige Teilnahme an institutsinternen Seminaren halten sie auf dem aktuellen Stand der Forschungsabteilungen.
Eine der wichtigsten Kompetenzen, über die Eleonora verfügen muss ist, Prioritäten zu setzen und entsprechend zu handeln. Eleonora arbeitet strukturiert und verfügt über ein ausgefeiltes Zeit- und Projektmanagementsystem. Ihr Organisationstalent trägt dazu bei, das große Ganze ihrer Arbeit im Kopf zu behalten, aber auch Details nicht zu vergessen. Auch ist präzises und sorgfältiges, gewissenhaftes Arbeiten in ihrem Tätigkeitsbereich das A und O. Emails müssen beispielsweise über die richtigen Verteiler verschickt werden, alle Informationen müssen korrekt rausgegeben werden.
Äußere Umstände zwingen Eleonora zu einem großen Maß an Flexibilität. Es kann immer ein neuer Krankheitsausbruch ihre Pläne durchkreuzen oder eine wichtige Frage der Behörden die ursprüngliche Tagesplanung durcheinander wirbeln.
Da Eleonora viele Texte produziert, bringt sie zudem eine gute Schreibkompetenz mit.
Sie muss sich außerdem mit ihren Ansprechpartnern gut verstehen, da sie auf ihre Unterstützung angewiesen ist. Ihr freundlicher Umgang und ihre Fähigkeit zu Empathie ist Eleonora von großer Hilfe im Job. Ihre soziale Kompetenz äußert sich außerdem darin, dass sie im Smalltalk und darüber hinaus mit den verschiedenen Anspruchsgruppen sehr gut ist. Im Umgang mit unterschiedlichen Charakteren kommt ihr auch ihr diplomatisches Geschick zugute.
Englisch ist in Eleonoras Stelle wichtig, wird allerdings nicht täglich gebraucht. Die Pressearbeit am BNITM erfolgt größtenteils in deutscher Sprache.
Nach ihrer Promotion hat Eleonora zunächst ein 2-jähriges ausgeschriebenes Volontariat in einer PR-Agentur absolviert. Sie hat sich bewusst für das Volontariat entschieden, da sie darin die Möglichkeit gesehen hat, einen Quereinstieg in einen anderen Bereich zu schaffen, nämlich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Da die Ausschreibung des Volontariats explizit Kenntnisse in Medizin oder Biologie forderten, sprach Eleonora diese Stelle sehr an. Später stellte sich heraus, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie diverse medizinische Fachgesellschaften Kunde der PR-Agentur war und für bestimmte Projekte Kenntnisse in den genannten Fächern hilfreich waren. Für diese Zusatzqualifikation nahm Eleonora in Kauf, über einen begrenzten Zeitraum weniger zu verdienen.
Während des Volontariats hat Eleonora die klassische Pressearbeit gelernt, sprich das Verfassen von Pressemitteilungen (aus Publikationen) für Laien- und die Fachpresse, Organisation von Fotoshootings, Interviewvermittlung zwischen Experten und Journalisten, Erstellung von Broschüren, das Drehen von Image- und Aufklärungsfilmen, Organisation von Kongressen und Pressekonferenzen. Sie hat dadurch verschiedene Arbeitsbereiche in der PR-Agentur durchlaufen. Sie besuchte nebenbei die Ausbildung für Volontäre am Deutschen Institut für Public Relation (DIPR), die sie am Ende mit einem Zertifikat abschloss. Nach ihrem Volontariat wurde Eleonora fest von der Agentur als Beraterin übernommen.
Als Eleonora ihre Stelle als Wissenschaftsreferentin antrat, arbeitete sie zunächst Vollzeit. Nach der Geburt ihrer beiden Töchter (1, 3 Jahre) hat sie ihre Arbeitszeit um 50 % reduziert. Die frei gewordenen 50 % hat eine neue Kollegin übernommen.
„Es ist immer mehr Arbeit zu tun als Arbeitszeit dafür angesetzt ist. Man wird nie fertig“, beschreibt Eleonora das tägliche Arbeitspensum. „Vor allem, wenn Krankheitsausbrüche kommen und Veranstaltungen anstehen, ist viel zu tun“, ergänzt sie. Bei den Veranstaltungen geht sie auch mal mit den Referenten essen, was in den Abend oder die Nacht gehen kann. Eleonora spricht im Zusammenhang mit ihrer Arbeit auch von ungeregelter Arbeitszeit, mit der es schwerer fällt, Freizeit zu planen. Sie bewahrt sich bei ihrer Arbeitszeit insgesamt viel Flexibilität für z. B. wichtige Sitzungen, bei der ihre Anwesenheit gefragt ist. Auch ihr Arbeitgeber überzeugt mit Flexibilität, z. B. indem sie im Homeoffice arbeiten kann, wenn ihr Kind krank ist.
Überstunden, die Eleonora macht, werden in der Regel nicht bezahlt. Stattdessen erhält sie den Ausgleich über Urlaubstage (Überstundenausgleich).
Eleonoras Reisetätigkeit begrenzt sich auf Deutschland. Sie ist ca. alle zwei bis drei Monate für bis zu drei Tage unterwegs.
Während ihrer Tätigkeit als Wissenschaftsreferentin hat Eleonora einen Lehrgang im Wissenschaftsmanagement beim Zentrum für Wissenschaftsmanagement (ZWM) absolviert. Dort hat sie viele Kontakte geknüpft, die ihr noch jetzt eine Hilfe sind und gelernt, wie das Feld professionell gesehen und eingestuft wird.
Einen fachlichen Vorgesetzten für ihre Position hat Eleonora derzeit nicht. In wissenschaftlichen Einrichtungen, in denen es keinen eigenen Stab für das Wissenschaftsmanagement gibt, ist das Aufsteigen in eine höhere Position daher nicht möglich. Da das Wissenschaftsmanagement aber weiter im Kommen ist, ist es denkbar, dass auch hier zukünftig mehr Stellen und komplexere Strukturen geschaffen werden, die dann möglicherweise auch Leitungspositionen erfordern.
Am BNITM wird nach dem Tarifvertrag der Arbeitsrechtlichen Vereinigung Hamburg e.V. gezahlt. Die Einstufung erfolgt mit Promotion in der Entgeldstufe E13 oder E14 und hängt auch von der Berufserfahrung ab, die man mitbringt und der Verantwortung, die man in seiner Position übernimmt.
Die Tätigkeiten einer Wissenschaftsreferentin bzw. eines Wissenschaftsreferenten variieren von Institut zu Institut. Genauso unterschiedlich sind die Bezeichnungen für die Stellen, die z. B. als Wissenschafts- bzw. Vorstandsreferenten und Koordinatoren ausgeschrieben werden. Bei Eleonora werden die Tätigkeiten durch den Vorstand priorisiert. Dabei übernimmt sie auch einmal Aufgaben aus einem anderen Bereich des wissenschaftlichen Vorstandsstabs, vorrangig die des Vorstandsreferats.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Veröffentlichung von Informationen, die stets korrekt wiedergegeben werden sollten. „Wenn eine Sache einmal falsch gesagt wird, erscheint sie in der Pressearbeit überall so,“ gibt Eleonora zu bedenken.
Eleonora wusste nach ihrem Diplom, dass sie nicht mehr in der Wissenschaft tätig sein wollte. Vielmehr wollte sie sich einen Job suchen, mit dem sie Geld verdienen konnte. Sie entschied sich dann doch weiter für eine Promotion, da ihr das Forschen im Labor auch Spaß gemacht hat und ihr das Leben zwischen Studium und Beruf sehr zugesagt hat. Ihr war dabei schon bewusst, dass sie nicht zu den euphorischen Wissenschaftlerinnen gehörte, die komplett für die Wissenschaft leben, und niemals Spitzenforschung betreiben würde. Daher war sie sehr darauf erpicht, ihre Promotion zügig abzuschließen, was ihr nach drei Jahren auch gelang.
Nach der Promotion wusste sie wie viele andere, was sie nicht machen wollte: Grundlagenforschung. Was genau sie stattdessen beruflich machen wollte, das wusste sie nicht. Die Bewerbungsgespräche halfen ihr dann dabei, herauszufinden, was sie wollte, nämlich „mit Menschen und in einem Team arbeiten und Wissenschaft vereinfacht darstellen.“ So führte sie der Weg zum Volontariat.
Die Stelle als Wissenschaftsreferentin war öffentlich ausgeschrieben. Da ihr die Stelle sofort zugesagt hat, hat sie sich darauf beworben und war sehr glücklich, als sie die Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten hat. Eleonora schätzt, dass für ihre Einstellung am BNITM ihre Berufserfahrung ausschlaggebend war: „Berufserfahrung wiegt mehr als ein Zertifikat.“ Sie ergänzt dazu weiter: „Wer nach seinem Studium oder der Promotion Erfahrungen im Wissenschaftsmanagement in einem Praktikum oder einer Fortbildung gesammelt hat, dem fallen die Tätigkeiten im Job leichter.“
„Ich hätte mir wahrscheinlich damals schon mehr Einblicke in die Arbeitswelt verschafft. Und einen langen Urlaub dazwischen gemacht.“
- Biologie (Diplom), Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Schwerpunkte: Mikrobiologie, Physik, Molekulare Pflanzenphysiologie
- Promotion, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- Volontariat, Master Media GmbH, Hamburg
- (Junior) Beraterin, Master Media GmbH, Hamburg
- Wissenschaftsreferentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg
Das Interview wurde im März 2018 geführt.
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